Conrad Seidl im ÖJC-Talk

Conrad Seidl im ÖJC-Talk

Der STANDARD-Innenpolitik-Journalist und Bierpapst über seine Arbeit, die Veränderungen im Journalismus und seine Liebe zu Bier.


In der für ihn typischen Tracht – mit Lederhose und kariertem Hemd – stellte sich STANDARD-Journalist Conrad Seidl am 12.1.2023 vor einem interessierten Publikum im ÖJC-Pressesalon den Fragen von ÖJC-Präsident Norbert Welzl. Wie Seidl eigentlich zu seinem so typischen Kleidungsstil kam?  „Jeder erkennt sofort, dass ich es mit Bier zu tun habe. Das ist nicht nur meine Leidenschaft, sondern auch mein Interesse. Ich habe etwa 35 Bücher darüber geschrieben, bringe seit vielen Jahren den Bier-Guide heraus und trinke eben gerne Bier. Außerdem ist die Lederhose ein sehr praktisches Kleidungsstück.“

Als Journalist begonnen hat Conrad Seidl 1983 beim Kurier, Ende der 1980er Jahre wechselte er dann zum 1988 neu gegründeten DER STANDARD – als Innenpolitik-Redakteur. Und dort ist er bis heute als solcher tätig. Mit dem Spezialgebiet Bundesheer. Wie sich im Laufe der Jahre seine Arbeit und die vieler seiner KollegInnen verändert hat? „Früher hatten wir einfach mehr Zeit, eine Geschichte zu recherchieren, darüber auch zu reflektieren. Diese Zeit hat man heute nicht mehr. Heute schreibt man schon über die Parlamentssitzung, während sie noch gar nicht zu Ende ist.“

Auch die Einführung der Online-Zeitung zu Beginn der 1990er Jahre war ein großer Umbruch. „DER STANDARD war die erste deutschsprachige Tageszeitung, die online ging“, so Seidl. „Wir haben auch den ersten Live-Blog aus dem Gerichtssaal gemacht. Dadurch hat sich nicht nur die Schnelligkeit der Berichterstattung deutlich erhöht, sondern es wurde auch eine vermehrte Unmittelbarkeit geschaffen. Redaktionsintern hat sich eine Parallelstruktur herausgebildet, denn für Online wurde eine eigene Redaktion aufgebaut. Heute arbeiten allerdings Online und Print eng zusammen, stimmen sich gegenseitig ab, nützen Synergien.“

Dann wurde noch über das Verhältnis der Bürger zum Staat gesprochen, und über das österreichische Spezifikum, alles nicht gar so ernst zu sehen und zu nehmen. „Wenn bei uns ein Polizist einen Autofahrer wegen eines kleineren Deliktes erst einmal abmahnt, anstatt zu strafen, so wäre das etwa in Deutschland undenkbar. Im Journalismus, vor allem im politischen Journalismus, hat sich allerdings leider auch dieses Laizzes-Faire-Prinzip eingeschlichen, alles nicht so ernst zu nehmen. Da hat das allerdings gar nichts verloren. Es ist schon klar, dass Medien auch kommerzielle Interessen haben, kommerzielle Veranstaltungen sind. Der Journalismus darf das nicht sein!“

Für ein kurzes Video dieses ÖJC-Live-Talks klicken Sie bitte auf den Link: Conrad SEIDL Highlights ÖJC Live – YouTube

Video: Manuel Bogataj, Alexander Grossauer
Text und Fotos: Christian Stöger


ÖJC-Präsident Welzl im Gespräch mit Conrad SeidlBierpapst Conrad Seidl