Zeitreise

Zeitreise

Ein spannender Abend am 27.1.2023 im ÖJC Pressesalon mit einem Zeitzeugen der Radiogeschichte, Mag. Walter Tributsch, der von den Anfängen des Privatradios in Österreich erzählt.



Die Zeitreise in die 1990er-Jahre fand leider ohne Baumeister Ing. Richard Lugner statt, der kurzfristig absagen musste. Umso mehr wurde dieser spannende Abend Mag. Walter Tributsch gewidmet, dessen Erinnerungen an die Umbruchszeit in der damaligen Tschechoslowakei und die österreichische Rundfunkgeschichte an einen spannenden Krimi erinnerten. Er war Werbeunternehmer und ist nach wie vor Buchautor und Journalist.

Mag. Tributsch, ein Bauunternehmer aus NÖ, ein Filmproduzent, ein Chefingenier eines Elektronikkonzerns, ein Anzeigenverkäufer der Kronenzeitung und ein Redakteur hatten als Privatpersonen im Spätsommer 1989 sprichwörtlich in einem Lokal die abenteuerliche Idee, ein Privatradio in Österreich zu gründen und von Pressburg aus in den Großraum Wien zu senden. Und das zu einer Zeit, als in Österreich Privatrundfunk gesetzlich nicht möglich war und im ehemaligen Ostblock die politischen Systeme zu kollabieren drohten.

Im Winter 1989, als es in der Tschechoslowakei zur samtenen Revolution kam, schaffte Mag. Tributsch es noch knapp vor Weihnachten, den Vertrag in Prag mit dem Tschechoslowakischen Rundfunkdirektor zu unterzeichnen und sich von österreichischen Banken Kredite zu holen, damit am 31.3.1990 der Sendebeginn von Radio CD International auf 101,8 MHz ermöglicht werden konnte.

Die ersten Jahre florierten, die Werbeinnahmen sprudelten und man expandierte ins Ausland. So wurde Radio Monte Carlo gekauft und viele Beteiligungen eingegangen, u.a. auch an einem Hubschrauberflugunternehmen und Tonstudio, bis im Jahr 1993 die erste Abschaltung des Senders erfolgte und damit der Expansion ein jähes Ende setzte. Die politische Situation in der damals jungen Slowakei duldete kein deutschsprachiges Radio, das noch dazu ins Nachbarland rüber sendete – was damals als „Piraterie“ eingestuft wurde. Nur mit Hilfe des damaligen österreichischen Außenministers Mock konnte nach wenigen Wochen die Wiedereinschaltung ermöglicht werden, doch dieses Glück währte nicht lange.

Eine neuerliche Abschaltung zu Jahresbeginn 1994 setzte dem Sender herbe wirtschaftliche Verluste zu. Es war aber dann auch das Jahr des Baumeisters Ing. Lugner, der ein topmodernes Radiostudio in der Lugner City finanzierte und sich auch finanziell am Sender beteiligte, weil er von seinem Stammlokal in der Lugner City auf „sein“ Radiostudio gegenüber blicken wollte. Sogar ein Cafe CD als Gastronomiebetrieb in den bunten Farben von Radio CD wurde in der Lugner City eröffnet.

Zuvor ist auch der ÖJC in die Lugner City eingezogen und hatte dort bis 2003 sein Clublokal. Auch er ÖJC musste Rückschläge erleiden denn das Clublokal in der Lugner City fiel 1998 einem Brandanschlag zum Opfer.

Radio CD startete wieder im Sommer 1994 auf der neuen Frequenz 96.6. Amüsant erzählte Mag. Tributsch über die Pläne des Baumeisters, ein Einkaufsradio mit Mausi Lugner als Moderatorin zu machen, jedoch wurde diese Idee letztlich nicht umgesetzt.

Die politische Lage in der Slowakei hinsichtlich des Rundfunks verschärfte sich abermals und so wurde Radio CD am 3.9.1996 endgültig behördlich abgeschaltet. Die Mannschaft des Senders zerstreute sich und das Ende des Senders war vorerst besiegelt.

Mag. Tributsch schmiedete noch mit Baumeister Ing. Lugner den Plan, eine terrestrische Sendefrequenz in Österreich zu bekommen, da sich damals in Österreich politisch abzeichnete, dass Privatrundfunk gesetzlich zugelassen wird. Um dieses Projekt vorzubereiten, startete am 1.4.1997 aus dem Studio in der Lugner City das CD City Radio, dass nur im Wiener Telekabelnetz empfangbar war als Platzhalter für die zukünftige terrestrische Lizenz in Österreich, denn die Zuhörerzahlen als Kabelradio im Wiener Kabelnetz waren überaschaubar.

Im April 1998 starteten dann im Osten Österreichs die privaten Radiobetreiber, doch leider gingen Ing. Lugner und Mag. Tributsch ohne Lizenz leer aus, und so wurde das Kabelradio CD City Radio still und heimlich am 31.3.1998 um Mitternacht als Erbe des legendären Radio CD International abgedreht. Das Studio in der Lugner City wurde von Radio Energy übernommen.

Der Zivilgerichtsprozess in der Slowakei, wo es um Schadenersatz von der Slowakischen Telekom in dreistelliger Millionenhöhe in Euro ging, wurde noch bis Anfang der 2000er Jahre geführt, ein Vergleich brachte tatsächlich einen zweistelligen Millionenbetrag. Doch das Geld verschwand auf dubiosen Kanälen im Ausland, die Unternehmen von Radio CD International bzw. CD City Radio wurden 2003 vom Masseverwalter liquidiert und damit endete nach 13 Jahren die Geschichte von Radio CD International.

Mittlerweile gibt es das Cafe CD und auch das Radiostudio in der Lugner City nicht mehr und der ÖJC ist Ende 2002 von der Lugner City in die Blutgasse übersiedelt.

Für das Video dieser Veranstaltung klicken Sie bitte auf den nachstehenden Link:https://youtu.be/S5U80Sf1Pk0

Text: Ing. Norbert Welzl
Fotos: Harald Süss, ADXB


ÖJC-Präsident Welzl im Gespräch mit Ing. TribuschÖJC-Präsident Welzl im Gespräch mit Mag. Tributsch