Österreichs „Silicon Valley“

Österreichs „Silicon Valley“

Mit Infineon Technologies, Silicon Austria Labs und anderen High-Tech-Unternehmen ist Villach das neue „Silicon Valley“ Österreichs, wie Bürgermeister Günther Albel bei einem Empfang am 7.9.2023 im Villacher Rathaus vor 12 Journalisten des ÖJC betont. Diese waren zu einem eintägigen Besuch des neuen High Tech-Clusters von Wien mit dem Zug angereist. 


Silicon Austria Labs und Infineon Technologies Headquarter öffneten exklusiv ihre Tore, um den ÖJC-Mitgliedern einen Blick hinter die Kulissen der Halbleiterproduktion sowie der Forschung zur Elektronikindustrie zu gewähren.

Villach sieht sich nämlich als bedeutender Innovations- und Technologie Hub. Es ist die schnellst wachsende Stadt Österreichs, wie Bürgermeister Albel auch dank der Ansiedelung bedeutenden Technologie-Unternehmen unterstrich. „Bei derzeit etwa 65.000 Einwohner ziehen jährlich rund 2.000 Menschen neu zu“, so Albel, „was für das Stadtentwicklungskonzept gehörige Herausforderungen bedeutet. Immerhin arbeiten und leben schon heute Menschen aus 79 Nationen hier.“

Infineon Technologies – die einen ganzen eigenen Stadtteil einnehmen – zeigte den Besuchern vom ÖJC stolz die jüngsten Ergebnisse der Miniaturisierungsforschung: elektronische Chips, also Bauteile, die schalten und steuern können, aber so klein sind, dass sie mit freiem Auge kaum mehr zu sehen sind. „Diese sogenannten Leistungshalbleiter finden sich heutzutage in praktisch jedem zweiten technischen Artikel auf der ganzen Welt, sei es in einem Smartphone, einem TV-Gerät, einem Hybrid-Auto oder einem Windrad zur Stromerzeugung“, wie Infineon-Vorstandsmitglied Thomas Reisinger betonte.

Rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ständig im Villacher Werk tätig, mit weiteren etwa 2.000 immer nur eher kurzfristig dort Arbeitenden zählt die Belegschaft ca. 6.000 Menschen. Die Villacher Niederlassung, so Standorts-Direktor Reisinger, sei übrigens die einzige im gesamten Konzern, wo nicht nur geforscht, sondern auch produziert werde, und zwar durchaus auch in Großserie. „Unsere Kunden kommen aus der ganzen Welt – aus Amerika ebenso wie aus China, das unser größter Abnehmer ist. 50 Prozent der Chipproduktion gehen in die VRC“, sagt Reisinger.

Höhepunkt der ausführlichen Werksbesichtigung war ein Blick in einen „Reinraum“, wo die Chipherstellung ohne menschliches Zutun vonstattengeht. „Ein einziges Staubkorn würde genügen, um eine ganze Siliziumscheibe, Wafer genannt, mit Tausenden integrierten Schaltkreisen unbrauchbar zu machen“, so Reisinger. Der Gesamtkonzern verfügt übrigens über 76 Standorte mit rund 57.000 Beschäftigten und erwirtschaftete 2022 einen Gesamtumsatz von mehr als 14 Milliarden Euro

Weiter ging’s zu Silicon Austria Labs – SAL hat mit Graz, Linz und Villach drei Standorte in Österreich. Am High Tech Campus Villach beschleunigt SAL den Wertschöpfungsprozess von der Idee zur Innovation in den Bereichen Microsystems, Sensor Systems, Intelligent Wireless Systems, Power Electronics und Embedded Systems mit konsequenter Forschungsexzellenz und wirtschaftlichem Nutzen. Mit diesem Forschungsunternehmen wurde ein europäischer Forschungs-Hub für die Elektronikindustrie geschaffen, der Österreich erfolgreich international sichtbar gemacht hat. Wir sprechen von Öster­reichs Spit­zen­for­schungs­zen­trum für elek­tro­nik­ba­sierte Systeme, dem tech­no­lo­gi­schen Rück­grat der Digi­ta­li­sie­rung. SAL kann auch auf einige Besonderheiten hinweisen.

Zum einen sind die Gesellschafter nämlich keine internationalen Aktionäre, sondern die Republik Österreich (50,1%), der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI, 24,95%), das Land Kärnten (10%), die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG, 10%) und die Upper Austrian Research GmbH (4,95%). Finanziert wird dieses Konstrukt aus Private-Public-Partnership und GmbH zu je 140 Millionen Euro (Stand 2023) vom Staat und der Industrie.

Rund 300 hochrangige Wissenschafter, darunter etliche habilitierte Universitätsprofessoren, forschen an den drei Standorten in den Bereichen Micro­sys­tems, Sensor Systems, Intel­li­gent Wire­less Systems, Power Elec­tro­nics und Embedded Systems an zukunfts­wei­senden Lösungen für Umwelt­schutz, Gesund­heit, Energie, Mobi­lität und Sicher­heit.

Zum anderen würden bei SAL in den genannten Schlüsseltechnologien Ideen und Projekte, so Geschäftsführerin Christine Hirschl, nur bis zum Prototyp realisiert, der höchstens als Miniserie von maximal 20 Stück im Haus hergestellt werde und dann an die Industrie weiter gereicht werden. „SAL funktioniert somit als Partner in einer Art Dreiecksbeziehung von Forschung, Industrie und Universitäten, eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, so Hirschl. Für SAL wie auch Infineon ist übrigens Künstliche Intelligenz (KI) schon lange Arbeitsmittel und tägliche Realität.

Abschließend sei noch erwähnt, dass zum Schutz der Umwelt sämtliche Besuchstermine des ÖJC mit städtischen Öffis absolviert wurden. Der Schnuppertag im „Silicon Valley Österreichs“ war anstrengend, aber auch extrem lehrreich. Ein Krügel Villacher Bier im Villacher Brauhof zum Abschluss war eine willkommene Stärkung, bevor es mit dem Zug wieder 4,5 Stunden zurück nach Wien ging.

Text: Oswald Klotz
Fotos: Infineon, SAL


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