„Der kritische Journalismus ist in der Krise.“

„Der kritische Journalismus ist in der Krise.“

Das sagt die ehemalige TV-Außenpolitik-Journalistin und nunmehrige Chefredakteurin und Herausgeberin Liza Ulitzka am 20.6.2023 im Talk im ÖJC-Pressesalon mit ÖJC-Vizepräsident Mag. Christian Stöger.


„Das neues ORF-Gesetz, das speziell den Online-Auftritt der heimischen Tageszeitungen massiv bedroht, staatliche Anzeigenvergaben und damit indirekte Förderung von Boulevard-Medien, auflagenstarke Gratiszeitungen und mit der „Wiener Zeitung“ die Einstellung der ältesten Tageszeitung der Welt: man kann schon sagen, dass sich der kritische Journalismus in Österreich in der Krise befindet.“

Was man dagegen machen kann, wurde Liza Ulitzka gefragt. „Gegensteuern, und zwar mit Qualitätszeitungen wie „Die Krähe“. Die Journalistin gibt seit Ende 2022 die Print-Zeitung „Die Krähe“ im Selbstverlag heraus. Finanziert durch Eigenmittel und Unterstützungen der Leserinnen und Leser, wie man auch im Impressum betont. Doch dieses Finanzmodell sichert nicht das Überleben, sei man auch noch so engagiert, räumt auch Ulitzka ein. Ihr Vorschlag: „Man sollte – ähnlich wie bei der Haushaltsabgabe des ORF – die Bevölkerung verpflichten, einen gewissen Beitrag für die Medienlandschaft allgemein zu leisten. Eine Art „Zeitungssteuer“, wobei sich jeder aussuchen können sollte, für welches Medium sein Fixbeitrag verwendet wird.“

Ob das funktionieren kann? Oder werden dann statt Qualitätsmedien wie „Die Presse“, „Der Standard“ oder auch die „Salzburger Nachrichten“ eher Boulevardmedien wie die „Kronenzeitung“, „Österreich“ oder „Heute“ gefördert.  „Ich denke, dass man die Menschen schon dahin bringen kann, sich für den Erhalt kritischer und investigativer Zeitungen einzusetzen“, gibt sich Ulitzka überzeugt. „Allerdings muss man da schon in den Schulen ansetzen, etwa mit Medienerziehung, um den Kindern die Wichtigkeit kritischer Zeitungen zu vermitteln. Sonst endet letztlich alles im Einheitsbrei des Internets. Aber mir ist klar, dass das eine Frage von Jahren ist.“

Braucht es also heute Medien wie „Die Krähe“, gestaltet von engagierten jungen Journalistinnen und Journalisten, die sich dem Qualitätsjournalismus, der investigativen Recherche und der Abbildung eines breiten Meinungsspektrums verpflichtet haben? „Ja, definitiv, aber es ist sehr schwer, so etwas längerfristig durchzusetzen.“ Kann eine solche Print-Zeitung überlebensfähig sein? Und wieso setzt man in Zeiten, wenn alle Medien online gehen, auf Print-Journalismus? „Wir wollen damit bewusst ein Zeichen gegen die Vereinnahmung durch das Internet setzen“, so die engagierte Journalistin. „Aber mir ist klar, dass wir rasch an die finanziellen Grenzen stoßen. Wir wollen uns aber auch nicht von einzelnen Sponsoren oder dem Staat abhängig machen. Vielleicht funktioniert es ja über Crowdfunding.“

Text: Christian Stöger
Fotos: Norbert Welzl

Das Highlight-Video dieses Talks im Salon können Sie hier sehen: Liza ULITZKA Highlights ÖJC
Video und Livestream: Alexander Grossauer
Schnitt: Eve Roth


ÖJC-Vizepräsident Stöger im Talk mit Liza Ulitzka
Liza UlitzkaÖJC-Vizepräsident StögerDie KräheTalk im Salon mit Liza Ulitzka