100 Jahre österr. Rundfunkgeschichte

100 Jahre österr. Rundfunkgeschichte

„Alles was hier ist, wäre nicht mehr, wäre es nicht hier“ sagt Mag. Paulina Petri von DokuFunk beim „Talk im Salon“ mit ÖJC-Präsident Ing. Norbert Welzl am 2.3.2023 im ÖJC-Pressesalon.



„Wir halten die Erinnerung wach an die Wegbereiter der Medienwelt, an die Strukturen, die sie gestaltet und an die Leistungen, die sie geschaffen haben. Und sammeln heute, was schon morgen Gestern sein wird: Gerettete Erinnerung ohne Handelswert – aber unverzichtbares Kulturgut. Damit die Vergangenheit Zukunft und die Gegenwart Bestand hat,“ erläutert Mag. Paulina Petri, geschäftsführende Kuratorin vom DokuFunk stolz über das österreichweit einzigartige Archiv der Rundfunkgeschichte Österreichs.

Das Dokumentationsarchiv Funk hat seit Jahrzehnten eine bewegte Geschichte hinter sich. Gegründet vom mittlerweile verstorbenen ÖJC-Mitglied Prof. Wolf Harranth, hat sich der wissenschaftlich tätige, gemeinnützige und strikt nicht-kommerzielle Verein mit Sitz in Wien zum Ziel gesetzt, die Geschichte des Rundfunks und des Amateurfunks zu dokumentieren.

Es werden ca. 1.500 Vorlässe, Nachlässe und Donationen verwaltet. DokuFunk erhielt auch zahlreiche Legate: Wer schon heute durch eine geeignete Verfügung für den künftigen Verbleib der persönlichen Sammlung sorgt, bewahrt sie vor Verlust und Manipulation. Alle Sammlungen und Archive sind jederzeit nach Anmeldung kostenlos zugänglich. Es stehen Hör-, PC- und Studienplätze zur Verfügung.

DokuFunk archiviert bereits seit über 30 Jahren die Rundfunkgeschichte Österreichs und hat schon viele Erinnerungen im Wettkampf gegen die Zeit gerettet. Im Gespräch mit ÖJC-Präsident Ing. Norbert Welzl, der selbst Kurator bei DokuFunk ist, erzählt sie über das Archiv – das seinen Standort mehrmals wechseln musste und nun im Zentrallager Liesing des ORF im 23. Bezirk beheimatet ist –, über die umfangreiche Sammlung und das neueste Projekt mit der Stadt Wien, das sich mit der Digitalisierung, der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Veröffentlichung von Hörspiel-Manuskripten aus dem Funkhaus Wien ab 1924 befasst.

Mit der Erschließung und elektronischen Sicherung dieser Manuskripttexte, den Regiebüchern, Autographen und dem vielfältigen Begleitmaterial wird eine in Tiefe und Fülle unschätzbare kulturgeschichtliche Primärquelle geschaffen. Zudem bietet die Auswertung dieser Dokumente erstmals Gelegenheit, die Werke und deren Kunstschaffende im Kontext zu erfassen und dies vor dem Jahr 2024, wo 100 Jahre Radio in Österreich gefeiert wird.

Christoph Hubner, BA, MA erzählte spannend über die Handhabung der zu archivierenden Archivstücke und deren Digitalisierung. Durchaus beeindruckend waren auch seine Schilderung über die „Russische Stunde“ im Rundfunk zur Besatzungszeit.

Das interessante Projekt „Wiener Radiobühne“ wurde von Aylin Basaran, MA, Wissenschaftlerin der Uni Wien vorgestellt. Über 5000 Manuskripte umfasst die Sammlung, die beginnend von den 1920er Jahren bis in die 1980er Jahre reicht.

Insbesondere der Zeitraum von den 1920er bis zu den 1940er Jahren ist ein wahrer Quellenschatz, weil aus dieser Zeit keine Mitschnitte vorhanden sind. Der Begriff Radiobühne entstand deswegen, weil die Sprecher/innen wie in einem Theater sich im Studio bewegten und dadurch eine Theaterakkustik erzeugten.

Der ÖJC betreibt eine Kooperation mit Doku Funk und unterstützt den Verein bei der Erforschung der Geschichte des Rundfunks – wie beispielhaft mit Gesprächen mit Zeitzeugen im ÖJC-Pressesalon.

Einen kurzen Video-Zusammenschnitt dieser Veranstaltung können Sie unter folgendem Link sehen: www.youtube.com/watch?v=zERsmVG96-s

Text und Fotos: Ing. Norbert Welzl


 

Mag. Petri im Gespräch mit ÖJC-Präsident Ing. Welzl

Mag. Petri im ÖJCChristoph Hubner, BA, MA von DokuFunk