„Es gibt keine Objektivität, es gibt nur Ausgewogenheit“ ….

„Es gibt keine Objektivität, es gibt nur Ausgewogenheit“ ….

 .. sagt Eva Karabeg, Chefredakteurin der ORF-Nachrichtensendungen „Zeit im Bild“. Bei der von ÖJC-Vorstandsmitglied Liza Ulitzka moderieren Podiumsdiskussion zum Thema „Berichten die österreichischen Medien über den Nahost-Konflik zu einseitig?“ waren am 19.10.2023 neben Karabeg noch Alexander Gruber, Historiker und Chefredakteur des unabhängigen Nahost-Think Tanks „mena-watch“ sowie Dieter Reinisch, Historiker und freier Journalist, u. a. für die „Die Presse“ oder „Der Standard“ mit dabei.


„Jeder Journalist, jede Journalistin kann nur einen Teil der Wirklichkeit wiedergeben“, so Karabeg. „Sei es vor Ort oder anhand von Meldungen der  Nachrichtenagenturen. Wichtig ist dabei, immer alle Seiten zu beleuchten, ausgewogen zu berichten. Und das machen wir im ORF.“ Es sei wie ein Puzzle, bei dem ein Stück nur wenig darstellt, aber je mehr Stücke man zusammenfügt, desto besser und deutlicher werde das Bild.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober kocht die öffentliche Debatte hoch. Westlichen Medien wird vorgeworfen, zu einseitig und allein pro-israelisch zu berichten. „In Bezug auf die Bombardierung des Al-Ahly Krankenhauses in Gaza (am Abend des 17.10.2023, Anm.d.Red.) sehe ich wirklich Probleme in der Berichterstattung des ORF“, sagt der freie Journalist und Autor Dieter Reinisch, der auch den Rest des Abends nicht mit seiner Kritik am ORF sparte.

Eva Karabeg musste sich vielen unangenehmen Fragen stellen, die sie nicht immer gerne beantwortete. Vor allem, als es um den Beitrag der ZIB-Zack-Mini ging, den der ORF aus der TV-Thek entfernte, weil einige Kommentatoren aus den sozialen Medien darin eine „Verharmlosung des Hamas-Terrors“ zu erkennen glaubten. Für Karabeg und auch für Alexander Gruber, den Chefredakteur der pro-israelischen Nachrichtenseite mena-watch.com, war die Entfernung des Beitrags völlig in Ordnung, weil der Kontext gefehlt hätte.

Weiters wurde diskutiert, ob bei der Berichterstattung über den Raketeneinschlag in das Al-Ahly-Krankenhaus in Gaza und die vermeintliche Köpfung von Babys beim Angriff der Hamas am 7. Oktober, von westlichen Medien unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden. Hier ortete Dieter Reinisch, dass die Ansicht Israels zum Raketeneinschlag bei heimischen Medien der Vorzug gegeben würde. So etwas würde bei ausländischen Medien wie dem „Economist“ nicht vorkommen, so Reinisch.

Moderatorin Liza Ulitzka konfrontierte Alexander Gruber mit der Praxis von mena-watch, österreichische Journalisten wegen ihrer israelkritischen Berichterstattung einzuschüchtern und die Antisemitismus-Keule zu schwingen. Sie bezog sich dabei auf den Fall eines ÖJC-Mitglieds, das Opfer so einer Kampagne wurde. Gruber antwortete ausweichend.

Auch das Publikum war an der Diskussion sehr interessiert und steuerte interessante Fragen bei. Warum etwa beim Axel-Springer-Verlag in Deutschland Journalisten Israel nicht kritisieren dürften, worauf Alexander Gruber eine für das Publikum überraschende Antwort gab: „Das sei eben so, und man wisse das ohnedies.“ Die Diskussion war sehr lange, aber das störte kaum. Man hätte dem Podium gerne noch mehr Fragen gestellt, sagten einige Publikumsgäste danach. Die Zeit ließ leider nicht mehr Fragen zu.

Für eine Kurzfassung der Diskussion klicken Sie bitte hier!


Liza Ulitzka im Gespräch mit Eva Karabeg
Liza Ulitzka im Gespräch mit Eva Karabeg (v.l.)

Alexander Gruber und Dieter Reinisch (v.l.)
Alexander Gruber und Dieter Reinisch (v.l.)

Alexander Gruber
Alexander Gruber

Nahost-Diskussion mit Liza Ulitzka, Eva Karabeg, Alexander Gruber und Dieter Reinisch