40 durch Losentscheid ausgewählte ÖJC-Mitglieder (bei fast 100 Anmeldungen) kamen am 13.4.23 in den Genuss einer exklusiven Führung in der Spanischen Hofreitschule.
Erstmals erwähnt wurde diese älteste Reitakademie der Welt im September 1565, wie Andreas Hudler, seit 1.12.2022 Leiter der Spanischen Hofreitschule, erklärte. Beim ÖJC-Frühstück in den Prunkräumen der ehemaligen Wohnung vom Leiter der Spanischen Hofreitschule in den 1960er Jahren, Oberst Alois Podhajsky, im 1. Stock des Michaelertraktes der Hofburg, erfuhr man noch so manches interessante Detail.
So war es etwa Kaiser Karl VI, der den Bau der heutigen Räumlichkeiten 1729 in der Hofburg in Auftrag gab, den Johann Bernhard Fischer von Erlach geplant und sein Sohn Emanuel Fischer von Erlach im Jahr 1735 fertig gestellt hat. 71 Pferde sind derzeit in Wien tätig, die von 17 Bereitern, Bereiter-Anwärtern und Eleven geschult und trainiert werden. Seit 2010 gehört die Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule übrigens zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.
Fast 100 ÖJC-Mitglieder wollten bei dieser exklusiven Führung durch die Winterreitschule, die Sommerreitbahn, die Stallungen und die Sattelkammer dabei sein, per Los wurden 40 glückliche ausgewählt. Sie konnten bei der Morgenarbeit von 10:00-11.00 Uhr dabei sein, und bekamen über Kopfhörer fachkundige Erläuterungen von Oberbereiter Rudolf Rostek ins Ohr. Nach dem Aufwärmen der Pferde zeigte die erste Gruppe die Schule auf der Erde wie die klassische Dressur mit Piaffe (Trab am Stand), Passage und Gangartwechsel. Danach folgte die Schule über der Erde mit Sprüngen wie einer perfekt ausgeführten Courbette und einer beeindruckenden Kapriole.
Im 2. Trainingsteil bekommen wir junge, fünfjährige Hengste zu sehen, die sich gerade am Beginn ihrer Ausbildung befinden. Die weiße Farbe bekommen die Tiere, die braun, grau oder schwarz zur Welt kommen, erst zwischen 5 und 15 Jahren. Nach dem 1. Weltkrieg und dem Verlust von Lipizza im heutigen Slowenien kommen die Hengste der Spanischen Hofreitschule ausschließlich aus dem Gestüt Piber in der Steiermark. In Wien werden sie jahrelang ausgebildet. „Man lässt ihnen die Zeit, die sie benötigen“, erklärt Oberbereiter Rostek. „Das Pferd gibt das Tempo vor. Nach fünf bis acht Jahren ist es für die Aufführung bereit, die jedes Wochenende stattfinden.“
Trainiert wird täglich von 7-13:00 Uhr, dann geht es zurück in die Stallungen. „Unsere Pferde sind wohl die einzigen, die aus Marmorbecken saufen“, weist Stallmeister Andreas Haipl auf die barocken Stallboxen hin. Alles hier ist voller Tradition, es umweht einen der Hauch der Geschichte. „Wir wollen aber keine verstaubte Institution sein, sondern uns auch für zukünftige Generationen zeitgemäß präsentieren“, hat Alfred Hudler bekräftigt. Zeitgemäß und völlig auf das Tierwohl ausgerichtet ist vor allem auch der Speiseplan, der für jeden Hengst individuell erstellt wird.
Traditionell sind auch die Schulsättel aus weißem Hirschleder, die wir in der Sattelkammer betrachten. Daneben die schwarzen Reitsättel für die Aufführungen sowie das messingbeschlagene Zaumzeug. Wobei jedes Pferd seinen eigenen Sattel und seine eigenes Zaumzeug hat. Acht Monate lang müssen Lehrlinge übrigens ausschließlich Stallarbeit verrichten und das Lederzeug in Schuss halten, bevor sie das erste Mal mit einem Pferd an der Longe arbeiten dürfen. Erst danach darf der Eleve zu reiten beginnen. Nach der Prüfung zum Bereiter-Anwärter bekommt der oder die ein junges Pferd zugeteilt, das er/sie bis zur Hohen Schule führt. Und gemeinsam nach 8-10 Jahren die Bereiterprüfung absolviert.
„18 Jahre sind unsere Pferde einsetzbar, um auf diesem hohen Niveau ihre Leistung zu bringen. Danach kehren sie wieder nach Piber zurück, in die wohlverdiente Pension“, erklärt Stallmeister Haipl. Ausgebildet werden übrigens nur Hengste, die Stuten bleiben in Piber zur Zucht – oder werden privat verkauft. Je nach Alter kostet ein Lipizzaner zwischen 5.000 und 50.000 Euro. Beim Mittagsbuffet wieder im 1. Stock des Michaelertraktes gab es dann noch so manches interessante Gespräch mit Alfred Hudler, aber auch der ÖJC-Mitglieder untereinander. Netzwerken im besten Sinn. Auch das ein Kennzeichen des neuen ÖJC – ebenso wie exklusive Veranstaltungen wie dieser Besuch in der Spanischen Hofreitschule.
Text und Fotos: Christian Stöger/Spanische Hofreitschule