„Denken Sie noch selber oder lassen Sie denken?“ war das provokative Motto des 26. Journalistinnenkongresses am 6.11.2024 im Haus der Industrie, wo auch der ÖJC als Kooperationspartner teilnahm. „Damit soll die Sichtbarkeit von Frauen im Journalismus zusätzlich gestärkt sowie ihre Arbeit im Sinne des österreichischen Journalistenkodex gewürdigt werden,“ betont ÖJC-Präsident Christian Stöger.
Der Journalistinnenkongress ließ sich in drei Teile gliedern: einem Informationsteil, einen Handlungsteil und einen Feedback- und Netzwerks-Teil. Durch die Präsenz des ÖJC (Präsident Christian Stöger, Vizepräsident John Herzog, Generalsekretärin Barbara Meister und Office-Assistenz Madge Gill Bukasa) konnte dieser neuerlich vermehrt Öffentlichkeit kreieren – und zu den Fragen der Anwendung von Künstlichen Intelligenz (KI) für seine Mitglieder Hintergrundinformationen bereit stellen.
Ob die KI bei vielen Arbeitsschritten auch Erleichterung, Vereinfachung, Zeit- und Kostenersparnis bringt? Ob sie Arbeitsplätze kosten wird? Gefährdet sie unsere Demokratie? Führt sie gar zu einer Verdummung, frisst sie unseren Hausverstand auf? Oder inspiriert sie uns zu Höhenflügen?
All diesen Fragen und mehr noch wollte sich dieser Kongress annähern. Die zahlreichen Besucher konnten sich einen Überblick verschaffen. Jeder durfte für sich selbst eine Antwort suchen und finden.
Einige Kernansätze der Podiums-Speaker dürfen wir hier wiedergeben:
Maria Rauch-Kallat (Kongress-Initiatorin): „Es braucht mehr Frauen im Journalismus! Und die KI wird uns von jetzt an immer stärker begleiten!“
Claudia Mischensky (stv. GS Industriellenvereinigung): „Dieser Kongress ist ein Symbol für die Vielfalt. Es wird in der Zukunft eine aktive Mitgestaltung des Medienwandels brauchen.“
Jennifer Resch (Sektionsleiterin Bundeskanzleramt): „Es braucht den Dialog. Aber auch Unerschrockenheit vor der KI, Gleichstellung und … Gerechtigkeit!“
Lisa Totzauer (ORF): „KI ist ja etwas Altes. Es liegt an uns, dass wir unverwechselbare Geschichten erzählen. Unsere Aufgabe ist es, Realität abzubilden. Und: Journalismus ist Vertrauenssache!“
Regula Stämpfli (Politologin, KI-Expertin, Zürich): „Menschen verhalten sich mittlerweile wie Maschinen. Wir dummen Menschen wählen wie Maschinen.“
Julia Ebner (Wissenschaftlerin, Oxford): „Journalisten:Innen werden verstärkt zu Feindbildern!“
Brigitte Handlos (Frauenfunk): „Ethik und Medien werden uns trotz KI nicht erspart bleiben!“
John Herzog (ÖJC): „Themen und Personen waren einzigartig. Wir im ÖJC lassen uns inspirieren und versuchen, was die KI betrifft, immer dem Puls der Zeit nahe zu kommen!“
Erfreuliche Tatsache waren die vielen jungen und interessierten Teilnehmer. In zahlreichen Breakout-Sessions, Speed-Datings, Living News und Netzwerken auf hoher Ebene konnten wichtige Synergien und journalistische Generationenbrückenhergestellt werden.
Während überforderte Medienkonsumentinnen in Informationsverweigerung und Rückzug in private „Blasen“ flüchten, übernimmt die Künstliche Intelligenz immer mehr journalistische Arbeit. Gleichzeitig ersetzen immer mehr Propagandasprachrohre echten Journalismus. Ein gefährlicher Mix. Auf welche Meldungen können wir uns noch verlassen? Wie können Sicherheit und Transparenz hergestellt werden? Welche Chancen und Risiken stecken in aktuellen Entwicklungen im Mediensektor? Eine endgültige Antwort auf die Frage, ob KI nun Segen oder Fluch ist, konnte nicht gefunden werden. Das wird sich wohl erst herausstellen…
Text: John Herzog
Fotos: Christian Stöger