Diesen Rat gab Oberst Mag. Rudolf Haas vom Einsatzkommando der LPD Wien den versammelten Teilnehmern des ÖJC, die am Sicherheitstraining zum richtigen Verhalten von Journalisten bei Versammlungen und Demonstrationen am 25.3.2025 dabei waren. „Wenn man sich bewusst in Gefahr begibt, um das beste Bild, die beste Story zu bekommen, dann kann man leicht zum Kollateralschaden werden“, so der Oberst. „Wir können nicht jedem Journalisten einen Polizisten zum Schutz hinstellen.“
Denn gerade Versammlungen und Demonstrationen bieten immer wieder Anlässe für Konfrontationen zwischen Teilnehmern, Journalisten und der Exekutive. Konfliktfreie Kommunikation und friedliche Verläufe solcher Ereignisse waren das Ziel dieses Sicherheitstrainings im Kommandoraum der LPD Wien.
So erfuhr man zuerst sehr viel über die Organisations- und Kommandostruktur der Wiener Polizei. So ist bei Demonstrationen etwa der Gruppen- oder Kompaniekommandant zuständig, denn der ist Vorort. „Alle übergeordneten Personen befinden sich hingegen in der Einsatzzentrale und sind für die Journalisten nicht greifbar. Zugänge für Journalisten in gesicherte Bereiche sind nur nach einsatztechnischen Überlegungen möglich“, so Haas weiter. „Der Zutritt kann verweht werden, wenn die Sicherheit der Journalistin/des Journalisten nicht gewährleistet werden kann oder wenn die Polizeiarbeit behindert wird.“
Bei Problemen oder wenn den Journalisten im Einsatz Gefahr droht, dann können diese den sogenannten Medienkontaktbeamten kontaktieren. Der ist an einer blauen Einsatzjacke erkennbar und über die Telefonnummer 0676/8498527 bzw. eine zuvor via Aussendung bekannt gegebene andere Telefonnummer erreichbar.
„Die Polizei ist grundsätzlich zum Schutz und zur Hilfe für Journalisten angehalten“, sagt Oberst Haas. Aber wenn sich Journalisten aus dem Polizeikordon entfernen und etwa unter die Demonstranten mischen, sei dieser Schutz nicht mehr möglich. Man könne nämlich nicht eine polizeiliche Absperrung auflösen, um einzuschreiten. „Denn eine Sperre ist nur dann gut, wenn sie geschlossen ist und hält.“
7.200 Exekutivbeamte sind in Wien im Einsatz, dazu kommen 1.100 Verwaltungsbedienstete. 2024 sind mehr als 1,2 Millionen Notrufe bei der Polizei eingegangen, das waren 336 pro Tag. 472.959 Einsätze wurden geleistet, fast 1.300 täglich. Unterstützt wird die Polizei nun auch durch Drohnen-Luftaufklärung. „Aus 120 Metern Höhe hat man einfach den besseren Überblick über das Geschehen“, so Oberst Haas, „und man kann den Einsatzbeamten über Funk die notwendigen Informationen zukommen lassen.“
Bei dieser Fortbildungsveranstaltung, die so manch nützlichen Tipp für das richtige Verhalten von Journalisten bei Massenansammlungen bereithielt und generell einen sehr guten Einblick in die Polizeiarbeit gab, erhielten alle angemeldeten Teilnehmer ein Teilnahmezertifikat. Denn der ÖJC als Serviceplattform ist bemüht, diese äußerst wichtige Brücke zwischen Journalisten und der Exekutive zu bieten. Der wichtigste Kernsatz dieses Nachmittags vom Kommandanten der LPD-Einsatzzentrale: „Seien Sie stets um Deeskalation bemüht. Die Stimmung bei derartigen Ereignissen ist auf allen Seiten ohnedies ziemlich aufgeladen.“
Text: Christian Stöger
Fotos: Alexander Acaris