Notfallberichterstattung – aber richtig!

Notfallberichterstattung – aber richtig!

Wie berichtet man verantwortungsvoll in Krisensituationen? Wie wahrt man die Menschenwürde, wie die Persönlichkeitsrechte und was ist zulässig bzw. was nicht? Diese und andere Fragen wurden am 25.9.2025 beim Dialogforum zum Thema „Notfallberichterstattung, Recht & Ethik“ mit Vertretern der Blaulichtorganisationen sowie Experten für Ethik und Recht im Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) diskutiert und erörtert.


Nach den Eröffnungsworten von ÖJC-Präsident Mag. Christian Stöger referierte Prof. Dr. Elmar Kuhn, Experte für Ethik im Journalismus, über „Notfallberichterstattung als Prüfstein der Menschlichkeit“. „Journalisten müssen die Freiheit haben, Fragen zu stellen und unangenehm zu sein“, betonte er. „Wenn das in Frage gestellt wird, wie wie es etwa derzeit in den USA sehen, stellt sich auch die Freiheit im Allgemeinen in Frage.“

Daher tritt auch der ÖJC immer vehement für die Wahrung der Pressefreiheit ein. „Denn ohne Pressefreiheit haben wir auch keine Redefreiheit und letztlich keine Demokratie mehr“, betone auch ÖJC-Präsident Stöger. Für Journalisten bedeutet dies aber auch, sorgsam mit dieser Freiheit umzugehen, Verantwortung zu übernehmen. „Die Situation erfassen, beurteilen, zwei Sekunden nachdenken und dann handeln“, so Prof. Kuhn. „Und zwar nach ethischen Grundlagen mit Respekt vor dem Gegenüber.“

Der wegen Krankheit verhinderte  Prof. Dr. Martin Reisigl, Mitautor des Leitfadens zur Berichterstattung über Verkehrsunfälle, wurde von ÖJC-Vizepräsident John Herzog vertreten, der anhand von aktuellen Zeitungsartikeln die Art und Weise aufzeigte, wie man mit Sprache und Bildern Stimmung machen kann – und das man dabei aber niemals den Persönlichkeitsschutz der Betroffenen verletzen dürfe.

PDF zum DownloadInfoblatt Unfallsprache 

 

PDF zum DownloadKurzbroschüre Unfallsprache

 

Genau um diese Persönlichkeitsrechte versus der Pressefreiheit ging es im Vortrag von RA DDr. Meinhard Ciresa, Experte für Medienrecht. „Wahrheitsgemäße Information ist wichtig und ein essentielles Merkmal der Demokratie„, so Ciresa. „Allerdings ist es immer auch eine rechtliche Frage, wie weit diese Freiheit gehen kann und darf und wo die Grenze zu ziehen ist. Etwa dort, wo Persönlichkeitsrechte durch Text und Bild verletzt werden.“

Wie mediale Berichterstattung die Ermittlungen der Polizei beeinflusst berichteten BMI-Ressortsprecher Patrick Maierhofer und Polizeisprecher Markus Lamb als Experten für Behördenkommunikation. „So kann die Berichterstattung z. B. auf laufende Verfahren sehr wohl einen Einfluss haben, was allerdings im Sinne der Obejektivität nicht wünschenswert ist“, so Lamb. Auch bei Unfällen sollte Information immer über Voyeurismus und Sensationsgier stehen. Angehörige sollten bei Todesfällen nicht aus den Medien, sondern im direkten Gespräch mit der Polizei informiert werden.

Das unterstrich auch Ing. Richard Berger, Leiter für Medienkooperationen im Österreichischen Bundesfeuerwehrverband und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der FF Wiener Neustadt. „Journalisten sollten die Arbeit der Einsatzkräfte nicht behindern, sondern diese arbeiten lassen. Dabei geht es um Menschenleben“, so Berger. „Natürlich brauchen Journalisten und Fotografen die Story, aber sind da ein paar Minuten wirklich ausschlaggebend? Etwas mehr Zurückhaltung wäre hier wirklich hilfreich.“

YouTube ÖJCKurzvideo vom Dialogforum für Notfallberichterstattung

Wann dürfen welche Informationen veröffentlicht werden? Was sind die Herausforderungen bei Einsätzen mit hoher Medienpräsenz? Gibt es das Recht auf Sensation? Ist Leid immer öffentliches Gut? Darum ging es bei der abschließendenden, von Silvia Millner (ÖJC) und Christian Legler (Notruf NÖ) moderierten Podiums-Diskussion. Richard Berger, Medienkooperationen Bundesfeuerwehrverband, Markus Lamb, Polizeisprecher LPD Steiermark, Christian Stöger, ÖJC-Präsident und langjähriger ORF-Außenpolitikredakteur und Ralph Schüller, ÖAMTC Öffentlichkeitsarbeit, erörterten zentrale Fragen und Richtlinien der Notfallberichterstattung.

YouTube ÖJCVideo vom Experten-Panel: https://youtu.be/CgRAyvM7Spw


Fazit:
Ein Miteinander von beiden Seiten wäre wünschenswert, denn „wir sitzen im gleichen Boot“, wie es Polizeisprecher Lamb ausdrückte. Jeder versuche, seinen Job so gut wie möglich zu machen. Journalisten und Journalistinnen sollten dabei aber die Richtlinien des Österreichischen Journalistenkodex berücksichtigen, der die Grundlagen der Berufsethik darstellt und damit der Wahrung und Förderung der Standesehre dient.

Text: Christian Stöger
Fotos: Sabine Mack, Barbara Meister


Eröffnung Mag. StögerVortrag Prof. KuhnVortrag Dr. CiresaVortrag Patrick MaierhoferVortrag Markus LambVortrag Ing. BergerPodiumsdiskussion im ÖJC