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ÖJC-Mitglieder bei Banksy-Ausstellung
"The Mystery of Banksy" in der Wiener Stadthalle bot 50 ÖJC-Mitgliedern eine kontroversielle Ausstellung des Street-Artists Banksy.
Verstörend, provokativ, ironisch und immer wieder sehr politisch sind die Arbeiten des Graffiti-Künstlers Banksy, die nach den großen Publikumserfolgen u.a. in Linz, Graz, Berlin und Hamburg nun auch in Wien zu sehen sind. „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ zählt sie mit knapp 1,2 Millionen Besuchern seit der Weltpremiere im März 2021 in München zu den publikumsstärksten und weltweit erfolgreichsten Ausstellungen über den Street-Art-Superstar.
Aber wer ist Banksy? Seine Identität hält der mysteriöse Künstler geheim. Man schätzt, dass er Brite aus Bristol (wo seine ersten Arbeiten an Häuserwänden Ende der 1990er Jahre auftauchten) und etwa 45-50 Jahre alt sei. Mittlerweile erobern seine Arbeiten nicht nur Hauswände und Mauern, sondern auch die internationalen Auktionshäuser. Banksy gilt als einer der teuersten Künstler der Gegenwart!
In Wien ist eine noch nie dagewesene Präsentation mit mehr als 150 Werken zu sehen: Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Stoff, Aluminium, Forex und Plexiglas wurden eigens für diese Sonderschau reproduziert und zusammengetragen.
Das wohl berühmteste Bild ist dabei das "Mädchen mit Ballon" aus dem Jahr 2002. Die Bedeutung des Bildes mit dem roten, herzförmigen Luftballon kann als Verlust der Unschuld oder als Ankunft neuer Hoffnung und Liebe interpretiert werden. Ursprünglich erschien dieses Sujet 2002 in der Londoner Southbank, wurde aber von der Stadtverwaltung übermalt. Worauf es Banksy immer wieder neu und in unterschiedlichsten Kontexten und Formen schuf. Als es 2006 als gerahmter Druck um 860.000 Pfund versteigert wurde, löste der heimlich im Rahmen eingebaute Schredder aus und zerstörte die Leinwand bis zur Hälfte. Als Statement gegen die Kommerzialisierung seiner Kunst, wie Banksy schrieb. Doch 2021 wechselte dieses halb geschredderte Bild nun um 16 Millionen Pfund den Besitzer.
Banksy ist immer für Überraschungen gut. Wie bei seinen Anti-Kriegs-Bildern wie der immer wieder kehrenden Friedenstaube im Fadenkreuz, oder dem "Fallen Angel" 2004, "Wrong War" 2003 oder "Flying Coppa" 2003. Oder sein 2006 entstandenes Bild "Media Canvas", das die Schrecken des Krieges und die Scheinheiligkeit der Medien darstellt, wenn herbeieilende Hlfer zurückgehalten werden, damit die Journalisten das Leid des Mädchens in den Trümmern dokumentieren können.
Banksy legt den Finger immer dort hin, wo es der Gesellschaft weh tut, zeigt Missstände und Verlogenheiten auf. Wie etwa beim "Game Changer" 2020, das während der Corona-Pandemie entstanden ist. Ein Bub wirft seine Superhelden in den Mistkübel und spielt mit den neuen Superhelden, dem Krankenhauspersonal. Es wurde im März zugunsten des National Health Service versteigert, wobei der erzielte Preis von 16,8 Millionen britischen Pfund (19,5 Millionen Euro) der höchste war, der je für ein Banksy-Werk erzielt wurde.
Aber auch seine Installationen wie das "Walled Off Hotel" in Bethlehem, direkt an der von Israel errichteten Trennungsmauer zu den Palästinensergebieten, das 2017 seine Pforten öffnete und Besuchern für 30 Dollar die Nacht offen steht. Banksy gestaltete die Inneneinrichtung des Hotels mit zahlreichen Bezügen auf den Nahostkonflikt und den Alltag der Sperranlage. Letztere trägt zur „schlechtesten Aussicht der Welt“ bei, mit der das Hotel wirbt. Oder das Badezimmer, das von aufgesprühten Ratten (ein anderes Markenzeichen Banksys) heimgesucht wird. Oder die Zimmerinstallation mit dem roten Elefanten. Oder Ratten, die sich auf den Wänden der Londoner U-Bahn tummeln. Man kommt einfach nicht aus dem Staunen heraus.
Text: Christian Stöger
Fotos: Barbara Meister